Wie zeichne ich mir mein Model?
Es ist nicht immer leicht das richtige Model zu finden. Deswegen möchte ich in diesem Tutorial zeigen, wie man sich das eigene Model realistisch in Photoshop zeichnet. Das Beste daran ist, dass ihr nicht mal zeichnen bzw. malen dafür können müsst. Vielmehr handelt es sich um eine Fotomontage, in der das Foto zur Zeichnung umgewandelt wird. Mit ein paar Techniken lässt sich der surreale Effekt hervorrufen und wir haben ein Model “wie gemalt”.
Doch bevor ihr mit dem Fotografieren beginnt, solltet ihr euer Bild, das am Ende herauskommen soll, recht genau kennen. Dazu ist es von Vorteil, eigene Skizzen anzufertigen oder, wer wirklich nicht zeichnen kann, darf sich zur Veranschaulichung fremder Bilder bedienen und diese mit eigenen Ideen ergänzen. Für das erste von den insgesamt zwei Fotos, die für das Komposing benötigt werden, habe ich mir ein tolles Model ausgesucht, das in einem weißen Tuch auf weißem Hintergrund fotografiert wurde. Da die schöne Frau später einen Bleistift, der sie später selbst zum Leben erweckt, in der Hand halten soll, bekam sie eine ausgediente Papierrolle als Attrappe in die Hand. Hierbei ist die Lichtsituation wichtig und sich zu merken.
Denn beim zweiten Foto sollte diese möglichst genau nachgestellt werden, was natürlich durch die Größenunterschiede schwierig ist, aber beispielsweise am Schattenwurf des Bleistiftes bzw. der Attrappe das Gesamtbild glaubhaft zusammenfügt. Zuhause habe ich mir dann ein Stillleben arrangiert und den Lichtaufbau im Kleinen mit Aufsteckblitzen imitiert. Das Blatt Papier war ein recht heller Schwarz-Weiß-Druck des vorher angefertigen Fotos mit liegenden Model. Auf dieser Grundlage konnte ich die Materialien im Stillleben genau positionieren. Damit der Bleistift auch den entsprechenden Schatten wirft, wurde er mithilfe einer gebogenen Büroklammer auf dem Papier erhöht aufgestellt.
Nach dem fotografischen Teil geht es mit der Arbeit am Rechner weiter. In Lightroom werden die beiden Fotos in Helligkeit und Weißabgleich aufeinander abgestimmt und anschließend in Photoshop als Ebenen in einer Datei geöffnet. Das Model-Bild wird nun über dem Stilleben-Foto so positioniert, dass es stimmig in das Arrangement passt. Dabei hilft der Druck auf dem Papier zur Orientierung. Die überstehenden Bildteile habe ich mit einem weichen Pinsel grob ausmaskiert, so dass das Bild auf das Blatt Papier zugeschnitten ist. Durch weiteres aber diesmal detailliertes Ausmaskieren wurde der Bleistift, der deckungsgleich über der Attrappe liegt, freigestellt, wobei auch die greifende Hand ausgespart wurde. Bei der Retusche im Anschluss habe ich Unreinheiten und Flecken entfernt sowie den Schriftzug auf dem Radierstift ausgetauscht.
Die darauf folgende digitale Umwandlung ausgewählter Bildinhalte in eine Zeichnung ist ein Mix verschiedener Techniken: Wie es Olaf Giermann in der DOCMA (S. 24+25, Ausgabe 3/15, Heft 64) beschrieben hat, habe ich alle Ebenen in einer neuen Ebene zusammengefasst (Tastenkürzel: Strg/Cmd+Alt+Shift+E) und diese Ebene dann als Smart-Objekt in den Modus „Dividieren“ versetzt. Mit dem darauf angewandten Weichzeichnungsfilter „Gaußscher Weichzeichner“ legte ich verschiedene Varianten an. Ein kleiner Radius des Filters erzeugt feine Linien. Je größer der Radius gewählt wird, desto flächiger erscheint die Zeichnung. Also fing ich mit feinen Linien bzw. kleinem Radius an und wurde immer flächiger. Nach jeder für gut befundenen Stufe wurde mit Strg/Cmd+Alt+Shift+E eine Ebene erstellt, entsättigt und mit einer schwarzen Maske – so ist das Bild ausgeblendet – versehen. Über den insgesamt fünf Ebenen kopierte ich zwei Mal die Ebene mit dem Ausgangsfoto. Auf die untere wurde der Weichzeichnungsfilter „Matter machen“ angewandt. Die obere blieb unberührt. Wie zuvor wurden auch diese beiden Ebenen mit einer schwarzen Maske ausgeblendet. Ergänzend kamen noch zwei weitere Ebenen dazu: Zunächst wird auf einer weiteren Kopie des Ausgangsfotos namens „Gemälde Look“ der Rauschfilter „Rauschen reduzieren“ (Einstellungen: Alle Regler auf Null, nur Stärke-Regler auf Maximum) angewandt und schließlich mit einer Maske wieder ausgeblendet. Darüber legte ich eine leere Ebene, auf der nach Bedarf eigenhändig gezeichnet werden kann. Alle neu erstellten Ebenen wurden zu einer Gruppe zusammengefasst. Mit einem weichen, weißen Pinsel fing ich nun an, von unten nach oben – also von den Feinheiten zum flächigen Ausmalen – auf den schwarzen Masken die gewünschten Bildbereiche aufzumalen. Bei den Ebenen „Matter machen“ und „Gemälde Look“ verwendete ich den Misch-Pinsel, um den typischen Pinselstrich nachzuahmen.
Im Anschluss wurden mithilfe des „Details Extractor“-Filters aus der Google NIK Collection (Color Efex Pro4) die Details auf der Zeichnung gezielt verstärkt. Dies erzeugt mehr Raumtiefe. Am Ende des Workflows legte ich einen dezenten Farblook über das gesamte Bild und korrigierte noch etwas die Tonwerte.