Konzertberichte

In Extremo mit heißer Show im Amphitheater in Trier

Unter dem Motto “carpe noctem” sind In Extremo am 26.07.2019 in Trier angetreten, um mit ihren Fans in dem aus der Römerzeit stammenden Amphitheater den Tag zur Nacht zu machen. Auf der Burgentour haben die sieben Spielleute das UNSECO-Welterbe besucht und dort ihr Publikum hautnah auf eine einzigartige Reise in ihre musikalische Vergangenheit mitgenommen.

Bei brütender Hitze ziehen wir in einer langen Schlange gut gelaunter Besucher zum sandigen Innenraum des Amphitheaters. Zwischen den Essens- und Getränkeständen im Eingangsbereich treiben vor der Show einige mittelalterlich gekleidete Leute ihren Schabernack, indem sie nichts ahnende Besucher in den Pranger-Block sperren. Die Temperaturen treiben uns die Schweißtropfen auf die Stirn und es ist Zeit, den Flüssigkeitsverlust bei einem kühlen Bier auszugleichen. Als die Vorband pünktlich um 19 Uhr zu spielen beginnt, ist es auch schon vorbei mit der inneren Abkühlung und Ruhe. Denn Fiddler’s Green stecken von Beginn an. Der Irish-Folk-Rock klingt erfrischend, was viele der Anwesenden die drückende Hitze vergessen lässt. Auf dem Innenfeld wird getanzt und geklatscht, während die gut aufgelegten Jungs munter Lieder wie “Victor and His Demons”, “One Fine Day” oder “The Night Pat Murphy Died” präsentieren. Fiddler’s Green hören sich wie der frische Wind an, der die stehend-heiße Luft aus der römischen Kultstätte verdrängt. Auch In Extremo lassen es sich nicht nehmen und schauen die mitreisenden Show von den einstigen Rängen der Arena, auf denen heute nur noch Gras wächst, an und machen dabei ihre Späße.

Nach der Umbaupause feuert “Sängerkrieg” im wahrsten Sinne die Stimmung an. Die Sieben “fliegen übers Meer“ (bei “Vollmond”) und singen vom “Lieb Vaterland”. Begleitet werden sie dabei nicht nur von vielen Pyro- und Knalleffekten sondern allem voran von ihren Fans, die unentwegt feiern, tanzen und singen, wenn zum Beispiel “Mein rasend Herz” lautstark durch das alte Gemäuer schallt.

In Extremo mischen auch wieder in Trier gekonnt den Rocksound mit mittelalterlichen Klängen. Die Sackpfeifen sowie Flöten verleihen den unverkennbaren Bandcharakter, ohne dabei dem Dudelsack überdrüssig zu werden. So laden bei “Frei zu sein” die Riffs und der Refrain ein entweder mitzutanzen oder mitzusingen … oder am besten beides. Zu dem motivierenden Klang ist live natürlich auch deren Bühnenpräsenz entscheidend. Frontmann Micha mitsamt dem Rest der Band leben die Freude auf der Bühne sichtlich aus. Innerhalb der Band scherzt man, während der Sänger die Zuschauer, die auf den Weinhängen außerhalb des Geländes frei das Konzert verfolgen, freundlich begrüßt. Nur die Hitze, welche aufgrund der untergegangen Sonne zum Glück inzwischen nachgelassen hat, macht so manchem zu schaffen. Auch das Material leidet darunter und so muss Micha beispielsweise vor “Herr Mannelig” sein Zupfinstrument kurz durchstimmen. Zwischenzeitlich hat auch Crewmitglied Sascha fast unbemerkt die kaputt gegangene Sackpfeife repariert und bekommt dafür vor “Feuertaufe” seinen verdienten Applaus. Im staubigen Dunst des sandigen Innenraums hallt noch lange nach dem die Instrumente verklungen sind “Es regnet, es regnet Blut” (aus “Spielmannsfluch”) aus der Menge. Die Arena lebt und feiert wie zur Zeit der alten Römer, möchte man fast meinen.

Mit dem Gänsehaut bringenden “Küss mich” beginnt die Zugabe und als “Sternhagelvoll” sowie das finale “Pikse Palve” gespielt werden, endet ein mitreißendes und Schweiß treibendes Konzerterlebnis in Tier. Um es mit den Worten des Sängers zu sagen: “Ihr ward mehr als großartig, Trier.” Aber ihr, die glorreichen Sieben von In Extremo, seid es an diesem Abend ebenso gewesen. Danke, bis zum nächsten Mal.