Konzertberichte

Kaiserslautern: Mit Puddle of Mudd zurück in die Post-Grunge-Ära

Ihre Songs wie „Blurry“ oder „She Hates Me“ sind absolute Klassiker der späten Grunge-Szene und dürfen auf keiner guten Indie-Playlist fehlen. Somit gut gerüstet ziehen Puddle of Mudd auf ihrer „Europe-Tour 2018“ durch die Lande. Dabei gastiert die US-amerikanische Band aus Kansas City am 05. Oktober 2018 in der Kammgarn Kaiserslautern. Ebenso mit von der Partie sind an diesem Freitagabend gleich drei Vorbands.

My Own Ghost ist heute die erste von vier Bands, bevor wir im Kasino, der großen Halle der Kammgarn, die Alt-Rocker zu hören bekommen. Das Quartett hat erst vier Tage zuvor erfahren, dass es den heutigen Konzertabend eröffnen darf, so die gut gelaunte Sängerin. Die Lieder werden oft von elektronischen Einspielungen begonnen und im Weiteren unterstützt. Der Sound der vier Luxemburger ist aber eingängig und rockig, dabei sticht stets die angenehme, klare Stimme von Julie Rodesch heraus, die abwechslungsreich bis in hohe Tonlagen reicht. Vor dem letzten Song erscheinen plötzlich – aber wohl nicht überraschend – die Jungs von Psycho Village auf der Bühne und überreichen den Bandmitgliedern ein Getränk, das die Frontfrau nur zögernd entgegen nimmt. Denn „das hatten wir in Wien schon. An das, was danach kam, kann ich mich nicht mehr erinnern“, kommentiert Julie diese Tour eigene Tradition. Es folgt ein kleiner Schluck aus der Tasse, dann spielt sie mit ihren Männern den letzten Song, wonach die Band unter Beifall die Bühne für Broach frei macht. Die Band vom Chiemsee präsentiert sich zwar weniger rockig wie die Vorgänger dafür etwas düsterer mit einer eher schweren Grundstimmung. Nach einem relativ sanften Einstieg soll es mit härteren Klängen weitergehen. Doch wie zuvor „stören“ Psycho Village, um ihr wohl schmackhaftes Getränk auch mit den fünf jungen Bayern zu teilen. Danach donnert die Alternative-Rock-Band weiter ihre wuchtigen Riffs durch die Halle. Inzwischen ist das Kasino gut gefüllt und erste Stimmung macht sich in den vorderen Reihen breit. Das Publikum heute Abend ist meist deutlich älter als die Protagonisten auf der Bühne und wartet geduldig auf Puddle of Mudd. Es ist eben eine Band der 90er und so auch die Fans hier. Doch bevor es soweit ist, stürmen die spendier- und anscheinend ebenso trinkfreudigen Jungs die Bretter der Kammgarn … mal wieder. Psycho Village aus Wien zeigt sich von Anfang an dynamisch. Sowohl Sänger Daniel Kremsner, der zeitgleich Gitarre spielt, sowie Bassist Maximilian Raps wirbeln auf der Bühne herum. Eine Energie, die selbst nach über sieben Wochen auf Tour, nahezu unerschöpflich sein scheint. Heute spielen die Österreicher laut dem Frontmann neue Songs aus dem anstehenden Album. Das hat demnach zwar die Plattenfirma verboten zu veröffentlichen, aber wie Kremsner – auch anschließend auf englischer Sprache – betonte, wird die Band „trotzdem Scheiben pressen“. Skandalös, oder? Natürlich gibt es die Platte am Merch-Stand käuflich zu erwerben. Musikalisch macht die Drei-Mann-Band ordentlich Druck und das kommt an. Die Menge geht mit und hat sichtlich Spaß. Zu Recht, denn hier wird sowohl abwechslungsreiche als auch mitreißendes Material authentisch präsentiert, das sich auch in der musikalischen Nähe des Headliners ansiedelt.

Puddle of Mudd weiß wie man die Fans von Anfang an beglückt. So zündet Wes Scantlin mit seiner neuen Bandbesetzung den 2001er Hit „Control“, was vom ersten Ton an eine Welle der Begeisterung auslöst. Dieser Enthusiasmus sollte in den nächsten nahezu 100 Minuten Post-Grunge nicht abreißen. Wes gibt sich wortkarg aber beglückt nach dem zweiten Lied seine Anhängerschar mit einem freundlichen „Wie geht’s?“, um gleich darauf wieder in die Saiten zu greifen. Das einzig verbleibende Gründungsmitglied, das charakteristisch mit seiner Baseballkappe falsch herum auftritt, transportiert seine Fans zurück in die späten 90er – eine kleine Zeitreise in die Ära kurz nach Kurt Cobain. Gerade das ist es aber doch, worauf man sich heute so gefreut hat: den guten, alten Seattle-Sound. Und davon hört man reichlich, was gebührend mitgesungen und gefeiert wird. In der Kammgarn ist nun gut Bewegung drin, sofern es der Platz gerade noch zulässt. Zumindest wippen oder mit dem Kopf im Takt nicken ist immer drin. Doch viel Zeit zum Durchschnaufen lassen Puddle of Mudd nicht zu. Es reiht sich Lied an Lied und dazwischen gesellt sich ein „War Pigs“-Zwischenspiel von Black Sabbath oder ein ganzes „TNT“-Cover von AC/DC. Die US-amerikanische Band, deren Major-Label-Debüt „Come Clean“ sich bisher über fünf Millionen Mal verkaufte, hat aber auch eigene Hits vorzuweisen, wie zum Beispiel „She Hates Me“ oder „Blurry“, auf die natürlich alle gewartet haben und dementsprechend ausgelassen abgehen. Die Setlist ist erfrischend und beweist, dass Wes noch immer den guten Grungs-Sound produzieren und auf gutem Niveau präsentieren kann. Darüber hinaus erweisen sich die Songs als Jungbrunnen, aus dem man textsicher sich gut zwanzig Jahre zurückversetzt. Als Zugabe lässt der Frontmann seine Stimme unter anderem zu Elton Johns „Rocket Man“ erklingen, so dass man nach zwei weiteren Liedern schließlich glücklich und zufrieden nach Hause gehen kann.

Puddle of Mudd überzeugen heute Abend in der Kammgarn durch groovigen Grunge, mit einem gut aufgelegten Wes Scantlin, dessen Stimme noch top in Form ist, und alten Hits, für die man scheinbar nie zu alt sein wird. Ein Muss für jeden Fan.