Mein Workflow zur Hautretusche
Der Weg zur geeigneten Hautretusche hat schon viele beschäftigt. So sammelten sich im Laufe der letzten Jahre viele unterschiedliche Methoden an, wie man die fotografierte Haut in der Nachbearbeitung homogen, matt oder glanzvoll, natürlich, weich und vor allem rein bekommt. Von der einfachen Gaußschen-Methode über Filter bis hin zur komplizierten Ebenen-Verrechnungen gepaart mit akribischer Pinselarbeit umfasst das Spektrum alle Facetten. Dabei gibt es meiner Meinung nach drei wichtige Aspekte, welche für die Auswahl der Methode entscheidend sind: Erstens “Was will ich erreichen?”, zweitens “Wie sehen meine technischen Fertigkeiten dafür aus?” und drittens “Wie viel Zeit möchte ich investieren?”. Aufgrund dieser Überlegungen habe ich lange Zeit die SoftDecrunching-Methode nach Calvin Hollywood benutzt. Doch seit dem letzten Herbst – erstmals in einer DOCMA-Ausgabe (Heft 40, 3/11, S.45ff) gelesen – überzeugt mich die “Frequenztrennung” oder auch “Splitting” genannt.
Die Grundidee der Frequenztrennung liegt in der Isolierung von Strukturen und Farben, um diese unabhängig voneinander zu bearbeiten. Somit gilt es zunächst eine Farbebene (LOW) zu erzeugen, die kombiniert mit der Strukturebene (HIGH), welche alle Konturen und Details enthält, das eigentliche Bild unverändert reproduziert. Im Bild links habe ich die beiden Ebenen rot markiert. Um die LOW-Ebene zu erstellen, dupliziert man zunächst die Hintergrund-Ebene und wendet darauf einen Weichzeichnungsfilter an. Ich habe mich bewußt für den “Matter machen”-Filter entschieden. Es funktionieren aber auch andere Filter wie beispielsweise “Helligkeit interpolieren”. Die HIGH-Ebene errechnet sich nun aus der LOW-Ebene und beinhaltet all das, was wir eben in der LOW-Ebene platt gemacht haben – nämlich die kleinen Strukturen. Erneut dupliziere ich die Hintergrund-Ebene, schiebe diese über die LOW-Ebene und gehe im Menü “Bild” in die Bildberechnungen. Dort wähle ich Ebene: LOW, Umkehren, Füllmethode: Addieren, Skalieren: 2 sowie Versatz: 0 (siehe Bild unten). Die daraus berechnete HIGH-Ebene (sieht aus wie ein Hochpassbild) wird in den Füllmodus “Lineares Licht” versetzt.
Damit ist jetzt unser Bild in zwei Ebenen gesplittet. Wie nun klar wird, hängt die Berechnung der HIGH stark von der Art der Weichzeichnung der LOW ab. Hierdrin liegt auch der Grund, weshalb ich den “Matter machen”-Filter gewählt habe. Somit liegt es in meinem Ermessen, welche Details bzw. Strukturen auf der LOW bleiben und welche auf der HIGH liegen.
Die Retusche selbst erfolgt zunächst auf der HIGH-Ebene. Um die Details besser zu erkennen, erstelle ich zwei Hilfsebenen (grün markiert). Die Schwarzweiß-Ebene entsättigt völlig und die “High Kontrolle” (Gradationskruven) erhöht extrem den Kontrast. Nun blende ich bis auf diese drei Ebenen alle anderen aus und beginne mit Hilfe des Ausbessern-Werkzeugs auf der HIGH mit Optimierung der Strukturen sowie Details. Danach lösche ich die beiden Hilfsebenen und wende mich den Farben zu. Die LOW konvertiere ich in ein Smart-Objekt, wende einen Weichzeichnungsfilter (meist “Gaußscher Weichzeichner”) an und invertiere die Smartfilter-Maske (schwarz gefüllt). Wenn man nun auf der Smartfiltermaske mit Weiß zeichnet, können die Farbübergänge auf der Haut sanfter gemacht werden. Sowohl Farbstörungen als auch -veränderungen werden separat behoben. Dazu werden zwei leere Ebenen “Hautfarbe” (violett markiert) als Schnittmaske erstellt. Die Untere setze ich in den Ebenenmodus “Farbe”, die Obere bleibt auf “Normal” stehen. Mit einem Pinsel kann nun sowohl Farbe aufgenommen werden als auch Farbverändungen unabhängig von der Struktur, beispielsweise den Hautporen, vorgenommen werden. Auch nachträgliches Schminken ist den “Hautfarbe”-Ebenen non-destruktiv möglich, wobei stets die natürliche Hautstruktur erhalten bleibt.
Die grau markierten bzw. nicht-markierten Ebenen “Schärfen”, “Dodge & Burn” und “Struktur abmildern” sind Schnittmasken, die sich auf die HIGH beziehen. Erstere und letztere funktionieren ähnlich und sind beides Tonwertkorrekturen im Modus “Luminanz”. Bei der Schärfen-Ebene wird der Tonwertumfang, um beiderseits den gleichen Betrag beschnitten, z.B. Werte: 55 – 1,00 – 200. Somit kann über die Maske selektiv geschärft werden, ohne dass es zu Farbverschiebungen kommt (ähnlich dem Schärfen im LAB-Modus). Die “Poren abmildern”-Ebene funktioniert genau umgekehrt. Hier wird der Tonwertumfang künstlich erweitert, was zu einer Verringerung des Kontrastes führt. Über eine Ebene-Maske können hier selektiv stark ausgeprägte Strukturen abgeschwächt werden. Zu guter Letzt wird auf einer 50%-Grau-Ebene (“Dodge & Burn”) im Modus “Weiches Licht” nach bekannter Art und Weise sowohl mit dem Nachbelichter als auch mit dem Abwedler mit Licht sowie Schatten gemalt. Da sich auch diese Ebene auf die HIGH bezieht, kommt es nicht zu ungewollten Farbverschiebungen. Die Ebene “Helligkeitskorrektur” ist relativ unbedeutend, jedoch der Vollständigkeit wegen erwähnenswert. Da es bei manchen Bildern aufgrund von Rundungsfehlern – reine Spekulation meinerseits – bei der Verrechnung von HIGH und LOW zu einer minimalen Abweichung in der Helligkeit kommt, habe ich eine Tonwertkorrektur im Modus “Luminanz” hinzugefügt. Hier korrigiere ich den Wert der Mitteltöne auf 1,01, um den Unterschied auszugleichen. Dazwischen befindet sich zusätzlich eine “Soft Decrunch”-Ebene (gelb markiert), die mir auf alt bewährte Art die Möglichkeit gibt, bestimmte Teile verstärkt abzupudern bzw. weich zu gestalten.
Mein Fazit: Die Frequenztrennung ist eine aufwendigere aber unheimlich effektive Methode, um Haut zu retuschieren. Der Spielraum ist durch das Splitting enorm und die Ergebnisse dennoch natürlich. Als Aktion in Photoshop abgespeichert ist es nur ein Klick alle Ebenen zu erstellen. Somit kann ich nach gefühlten fünf Sekunden mit meinem Workflow anfangen. Zurzeit die Methode meiner Wahl!
LG Andreas